Food Waste, dieses Thema ist präsenter denn je. Stelle dir nur mal vor, in der Schweiz werden jährlich 2 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach weggeworfen, die für den Menschen produziert worden sind.
Doch wo beginnt das Ganze und wo hört es auf?
Den Anfang machen die Bauern. Diese produzieren viel zu viel! Schon auf den Feldern wird das Gemüse aussortiert, was nicht der Norm entspricht.
Der Grund ist einfach. In jedem Land gibt es eine Norm, wie Lebensmittel auszusehen haben. Eine Karotte die krumm gewachsen ist, passt da nicht rein und wird aussortiert. So passiert es Tag für Tag mit jedem Gemüse, das angebaut wird. Das bedeutet, dass in der Landwirtschaft schon 13% Food Waste anfällt, bevor es überhaupt zum Konsumenten kommt.
Dieser Verlust muss aber wieder aufgefangen werden und daher produzieren die Landwirte immer mehr als eigentlich gebraucht wird. Deshalb landet dieser Überschuss meistens in den Bio-Gasanlagen oder in der Verbrennung, weil es billiger ist. Nur in seltenen Fällen wird es als Viehfutter verwendet oder wie im Falle unserer Karotte zu Saft verarbeitet.
Bei der Weiterverarbeitung werden 30% des Produzierten verschwendet, weil es auf dem Weg vom Bauern zur Fabrik vielleicht vom Laster fällt oder in der Fabrik selber liegen bleibt. Weitere 5% gehen flöten, weil wir als Konsumenten fast nur noch das Produkt nehmen, was morgen auch noch gut ist. Produkte, die bald ablaufen, bleiben im Supermarkt stehen und werden später entsorgt. Jeweils 5% gehen in der Gastronomie und 2% beim Großhandel verloren.
Doch der Bärenanteil von Food Waste passiert bei uns zu Hause, satte 45% landen bei Herrn und Frau Schweizer im Abfall!
Egal wie man es dreht, Food Waste, soweit das Auge reicht. Nur eigentlich will ja keiner Lebensmittel wegwerfen, doch es passiert täglich. Und warum ist das so? Früher waren Lebensmittel noch viel teurer und was teuer ist, schmeißt man auch nicht so schnell weg. Hier wird ganz klar deutlich, dass wir den Bezug zu Lebensmitteln verloren haben. Durch die Globalisierung sind Lebensmittel zum Billigprodukt mutiert. Wir bekommen alles billig und überall und was billig ist, wirft man schon mal schneller weg, weil es weniger im Geldbeutel wehtut. Hat man früher noch dreißig Prozent für Lebensmittel ausgegeben, sind es heute nur noch zehn Prozent.
Hier in der Schweiz gibt es sehr gute Ansätze, diesem Problem Herr zu werden.
Viele der Lebensmittel, die nicht in den Supermärkten landen würden, kommen trotz alledem in die Regale und werden dementsprechend gekennzeichnet und billiger verkauft. Andere gehen Wege, wie z. B. aussortiertes Gemüse einzukochen. Andere wiederum gründen Facebook Food Sharing Gruppen, um dort Lebensmittel zu tauschen oder zu verschenken.
In Frankreich zum Beispiel dürfen keine Lebensmittel mehr weggeworfen werden, sondern müssen an gemeinnützige Organisationen abgegeben werden. Dafür erhält das Geschäft 60% vom gespendeten Wert zurück, eine Win Win Situation.
In Südkorea ist man noch drastischere Wege gegangen, denn Südkorea galt lange als größter Lebensmittelverschwender der Neuzeit. Seit 2013 ist das völlig anders, weil das Land ein Bezahl-System für Essenabfälle eingeführt hat: Jeder Koreaner muss für jedes Gramm Essen, was er wegwirft, bezahlen. Südkorea hat das strengste Food Waste Gesetz weltweit. Der Wohlstand hat das Problem der Verschwendung massiv verschärft. Durch diese Maßnahme konnten 30% des Food Waste verhindert werden.
Und in Deutschland wurden schon 2016 Frische-Indikatoren erfunden, die viel besser die Frische eines Lebensmittels messen können. Leider tut sich die Industrie etwas schwer damit, diese einzuführen, weil das natürlich mehr Transparenz für uns als Kunden bedeuten würde. Und das, so scheint es, will keiner so wirklich.
Denn was wir sicher wissen, ist, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum von der Industrie immer sehr kurz angegeben wird, obwohl die Lebensmittel noch viel länger haltbar wären. Durch solche Indikatoren würde sich dies grundlegend ändern, was zur Folge hätte, dass es weniger Lebensmittelabfälle gäbe. Ich persönlich finde diese Ansätze einfach nur super! Was aber völlig paradox ist und mich immer wieder zum Nachdenken anregt ist, dass auf der einen Seite überproduziert und weggeworfen wird und auf der anderen Seite Menschen hungern.
Auch wenn wir unsere Lebensmittel nicht nach Afrika schicken können, um den Hunger zu stillen, trägt unsere Lebensmittelverschwendung dazu bei, dass der Weltmarktpreis für Lebensmittel steigt. Das kann sich die Bevölkerung in armen Ländern schlichtweg nicht leisten. Unser Wegwerfen führt damit indirekt zum Hunger in der Welt.
Food Waste – Mit dieser 14-Punkte-Liste kannst auch du was dagegen tun
1. Gehe mit einer Einkaufsliste bewusster einkaufen.
2. Kaufe nie hungrig ein.
3. Auch gewisse abgelaufene Produkte muss man nicht gleich wegtun. Nimm nur das Beispiel Marmelade. Wenn diese eine Woche oder sogar einen Monat drüber ist, muss man diese nicht gleich wegschmeißen. Man sollte Lebensmittel riechen schmecken, um zu beurteilen, ob diese noch gut oder doch ein Fall für die Tonne sind.
4. Kaufe keine Aktionen mehr ein. Meistens landen solche Lebensmittel in der Tiefkühltruhe (auf Vorrat) und werden dort Monate alt, bis man sie schlussendlich doch entsorgt oder nur zum Teil verwendet.
5. Koche nur so viel, wie du tatsächlich brauchst.
6. Probiere Lebensmittel nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum.
7. Mache öfter ein Resteessen.
8. Lagere Lebensmittel richtig.
9. Habe eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel.
10. Kontrolliere deine Vorräte.
11. Kaufe regional und saisonal ein, da solche Lebensmittel kürzere Lieferwege haben und dadurch viel länger halten. Zum anderen unterstützt Ihr eure Region damit.
12. Fülle die Teller nicht zu voll. Denn manchmal sind die Augen größer als unser Magen :-).
13. Verwerte Lebensmittel in Food Waste Rezepten kreativ. Dazu habe ich schon mal einen Schoko-Bananenkuchen glutenfrei gezaubert. Hier kommst du zum Food Waste Rezept.
14. Erstelle einen Menüplan für die Woche und gehe mit ihm Einkaufen.
Mindesthaltbarkeit (MHD) vs Verbrauchen bis …
Der Unterschied ist der, dass beim Mindesthaltbarkeitsdatum der Hersteller garantiert, dass das Produkt bis zum aufgedruckten Datum in einem einwandfreien Zustand ist, danach nicht mehr. Das bedeutet aber nicht, dass es ungenießbar ist. Anders sieht das aus bei Produkten wie Hackfleisch, bei dem auf der Verpackung steht: Verbrauchen bis. Hier sollte man den Empfehlungen folgen und das Produkt entsorgen.
Auch bei Eiern tun sich viele immer schwer mit der Frage, sind diese noch gut oder nicht. Dabei ist es sehr einfach festzustellen. Nehmt ein Glas mit Wasser und gebt das Ei hinein. Schwimmt es, dann sollte man unbedingt das Ei entsorgen. Liegt es am Boden, ist es ohne Problem zu genießen. Um sich aber noch mehr abzusichern, gibt es die Geruchsprobe. Stinkt das Ei zum Himmel – und das merkt man sehr schnell – dann natürlich weg. Ansonsten kann man es verzehren.
Taste the Waste
Diese Dokumentation zeigt *Food Waste sehr anschaulich und sollte jeder geschaut haben
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Food Waste Rezepte
Wer noch ideenlos ist und nicht genau weiß, was er aus seinen Resten zaubern soll: hier mal ein gutes Buch, was sehr hilfreich ist bei der Rezeptfindung.
*Weil wir Essen lieben: Vom achtsamen Umgang mit Lebensmitteln: Mit Rezepten für die Resteküche
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Ich hoffe ich konnte euch wieder etwas sensibilisieren für den Umgang mit Lebensmitteln, denn das Thema geht uns alle an. Ich finde, in der heutigen Zeit legt man viel Wert auf Nachhaltigkeit, Saisonalität und fair gehandelte Produkte, die aus vielen Ressourcen hergestellt wurden. Deshalb sollte uns auch bewusst sein, dass diese verschwendet werden, wenn wir unachtsam Lebensmittel wegwerfen. Denn – und das ist das Schöne am Kochen – man kann selbst aus Sachen Kunstwerke der Kochkunst zaubern, von denen man anfangs dachte, dass dies unmöglich sei.
Schau dir hier eins meiner Food Waste Rezepte an, bei dem ich zum Beispiel schon sehr braune Bananen zum Backen verwendet habe. Food Waste Rezept Schoko-Bananenkuchen Rezept, glutenfrei
Für alle anderen, die noch weitere Tipps haben, Food Waste zu verhindern: Kommentiert diese doch unter diesem Artikel.
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