Nie mehr Emmentaler Käse!
Wie bitte? Der Prenz lebt in der Schweiz und will keinen Emmentaler mehr? Hoffentlich wird er jetzt nicht des Landes verwiesen. Wer die Schweizer kennt, der weiß, dass diese meist nur ihren eigenen Käse essen, schon allein aus Patriotismus, und dass andere Käsesorten dagegen kaum eine Chance haben. Doch ich finde, als ein Mensch, der Wert auf gutes Essen legt, sollte man über den Tellerrand schauen. Denn es gibt überall so viele feine Sachen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden, besonders auch beim Käse.
Käse ist nicht nur ein Produkt, meistens ist Käse viel, viel mehr, Käse ist auch Kommunikation. Wie das gemeint ist? Ganz einfach – wenn man verschiedene Eiscremes testet, dann sagen die Menschen höchstens: Ah ja, diese schmeckt mir oder diese nicht, eine wirkliche Unterhaltung über das Produkt entsteht nicht. Anders sieht das beim Käse aus. Wenn man ein Stück Käse in den Mund nimmt und den Schmelz auf der Zunge spürt, ein leckeres Brot dazu isst und einen edlen Wein genießt… Allein über dieses Geschmackserlebnis kann man sich intensiv unterhalten.
Doch was machen viele Menschen heutzutage? Sie hängen an ihren Handys wie die Zombies, selbst wenn sie irgendwo essen, achten sonst auf nichts und bemerken gar nicht, welche Vielfalt ihnen entgeht. Wenn man dagegen mit der Familie zusammen am Kochen ist, gute Gespräche hat und ein leckeres Essen genießt – mal ehrlich, gibt es etwas Besseres?
Wer mich ein bisschen kennt, weiß natürlich, dass ich das alles nicht nur erzähle, weil ich Langeweile habe, sondern weil es einen delikaten Anlass dafür gibt. Ich war nämlich gerade bei einem Apéro des Käseherstellers Castello, wo ich das Glück hatte, mit ein paar anderen Käseliebhabern die Käsereihe von Castello genießen zu dürfen.
Begleitet wurde dies von dem – ohne Übertreibung – wohl leckersten Brot der Schweiz. Die Rede ist von dem Brot aus der Bäckerei John Baker, deren Inhaber Jens Jung sich vorgenommen hat, mit hochwertigsten Produkten, handwerklichem Geschick, einer Riesenportion Leidenschaft und viel Zeit Brote zu zaubern, die unsere Geschmacksknospen in Entzücken versetzen.
Des Weiteren gab es als Begleitung zu jedem Käse, den wir von Castello verkosteten, einen Wein von der Staatskellerei Zürich, deren Geschäftsführer Christoph Schwegler ist. Was Wein angeht, bin ich sehr anspruchsvoll. Allein schon, weil ich als Koch täglich mit hochwertigen Produkten arbeite, ist es nicht einfach, mich glücklich zu machen. Auch gibt es viele Weinhändler, die in erster Linie viel verkaufen wollen, bei denen man jedoch nichts von Liebe zum Wein spürt. Anders der Christoph – bei ihm fühlt man die Leidenschaft zum Wein und schmeckt sie bei jedem Schluck, den man trinkt. Am stärksten ist mir der Eiswein in Erinnerung geblieben, der so hervorragend zum Blauschimmel-Käse Castello Blue gepasst hat, dass man da von einer wahren Geschmacksexplosion reden konnte. Im Zusammenspiel mit dem Brot vom Jens ist man einfach sprachlos, genießt und lässt sich so richtig fallen.
Und das Ambiente des Events, der in einem Atelier stattfand, machte den Genuss perfekt. Sie können mir glauben, mir passiert es sehr selten, dass ich etwas esse, wo ich einfach anfange zu träumen.
Doch der Castello Blue war nicht der einzige Käse, mit dem uns Castello verführen wollte. Ein weiterer guter Käse war der Castello White mit einer Geschmacksnote von Pilzen, aber überhaupt nicht aufdringlich, im Gegenteil, sehr harmonisch. Ein besonderes Merkmal war das Cremige des Castello White… Hammer 🙂 Ich hätte nie gedacht, das Käse von Castello so eine geschmackliche Breite hat, von cremig mild bis hin zu rezent.
Sie sehen, ich schwärme regelrecht von Castello-Käse, der mich sogar dazu gebracht hat, Blauschimmel-Käse zu probieren, denn eigentlich mag ich diese Sorte von Käse ganz und gar nicht, egal von welcher Firma. Doch Castello hat einen Trumpf in der Hand, der mir bei anderen Herstellern bisher nicht aufgefallen war, denn es gibt eine milde Version vom Blauschimmel-Käse. Hier können Anfänger wie ich sich ausprobieren, um Ihre Geschmacksknospen zu testen. Jetzt habe ich so viel von Castello-Käse, Brot und Wein erzählt, aber nicht, wer Castello überhaupt ist und was das Ziel des Unternehmens auf dem Schweizer Markt ist. Will Castello jetzt den Schweizer Käsemarkt beherrschen oder was ist das Ziel für die Zukunft?
Wie alles begann:
1893 begann Rasmus Tholstrup, seiner Vision zu folgen und die Herstellung von Käse zu perfektionieren, sie sozusagen zur Kunst zu erheben. Er war nicht nur ein Pionier auf seinem Gebiet, sondern man kann sagen, er lebte es mit voller Leidenschaft, hatte sehr hohe Ansprüche und arbeitete dafür sehr, sehr hart. Auch sein Sohn Henrik begeisterte sich für Käse. Er setzte die Familientradition fort und mit ihm an der Spitze war das Käseunternehmen mit preisgekrönten Käsesorten sehr, sehr erfolgreich. Zuerst kaufte er schwedische Molkereien auf und erfand den „Bianco“, das ist ein cremiger Käse, ähnlich wie ein Havarti. Doch dieser sollte Tholstrup noch nicht zum großen Erfolg führen, das gelang erst mit dem Castello. Zehn Jahre brauchte Tholstrup dafür, diesen „Weißen Käse“ zu entwickeln und Castello erhielt daraufhin unzählige Preise und Auszeichnungen.
Und die Erfolgsgeschichte von Henrik Tholstrup ging weiter. 1958 kaufte er auch in Dänemark mehrere Molkereien. 17 Castello-Käse wurden dort am ersten Arbeitstag produziert. Nach nur 4 Jahren waren es schon 2.200 und nach 30 Jahre verließen 60.000 Castello-Käse die Produktion. Allein dieser Erfolg war schon sehr beachtlich. Für seine enorme, zielstrebige Arbeit bei der Einführung von Castello erhielt Henrik Tholstrup 1963 den Danish Cheesmonger’s Award, das ist der Preis der Dänischen Käsehändler. Von nun an nahm die Geschichte weiter ihren Lauf. Castello fand immer mehr Zuspruch, in Dänemark wie auch im Ausland. Heute wird Castello-Käse in 50 Ländern verkauft, auch in Schweizer Supermärkten wie Coop.
Wegen seiner goldfarbenen Verpackung wurde Castello früher „der Gelbe“ genannt, er war der Vorläufer der heutigen Spezialitäten Castello Blue und Castello White, die wir in Zürich an diesem Abend probieren durften und die uns allen hervorragend geschmeckt haben. Inzwischen kann man Castello-Käse nahezu überall kaufen, das hängt auch mit der in 2006 erfolgten der Übernahme durch die Molkereigenossenschaft Arla zusammen.
Die Zukunftspläne von Castello:
Auch wenn es die Überschrift vielleicht vermuten lässt, will Castello keine der einheimischen Marken von Markt fegen und alleine regieren. Man ist bei Castello eher darauf bedacht, eine Ergänzung zu sein. Denn es ist wie mit allem – jeden Tag dasselbe zu essen ist langweilig. Doch mal über den Tellerrand zu schauen, was es noch für Käsespezialitäten gibt, ist spannend und verschafft immer wieder neue Geschmackserlebnisse.
Was macht Castello so erfolgreich und warum kann man diesen Erfolg auch schmecken?
Heute sind viele Menschen gestresst, haben keine Zeit, irgendetwas zu kochen und wollen sich trotzdem gesund und abwechslungsreich ernähren Da ist es besonders wichtig, Produkte zu haben, die nicht nur geschmacklich einwandfrei sind, sondern auch ganz ohne all diese Zusatzstoffe hergestellt werden, die sich hinter Nummern oder chemischen Bezeichnungen verstecken.
Auch wenn man Käse inzwischen schon faken kann, so ist das meiner Meinung nach eines der wenigen Produkte, wo man spürt und schmeckt, ob es ein industriell gefertigter Käse ist oder einer, der mit viel Liebe zum Detail handwerklich hergestellt wurde. Sicher gibt es viele gute Käsereien oder kleine Bauern, die auch sehr guten Käse produzieren, doch Castello ist mir von der großen Zahl an Herstellern nicht nur im Kopf geblieben, sondern auch auf der Zunge :).
Worauf ich sehr viel Wert lege, sofern man das in irgendeiner Weise kontrollieren kann, ist das, dass bei der Herstellung der Milch die Tiere nicht leiden. Dafür sogt Castello mit seinem Qualitäts-Management. Die Milch stammt von ausgesuchten Bauern und die Milchproduktion unterliegt strengsten Qualitätsmerkmalen, die zum Erfolg der Käsereihe beitragen. Außerdem wird darauf geachtet, dass bei der Produktion möglichst wenig CO2 entsteht.
Fast noch wichtiger ist, wie ich finde, dass sich Castello des Themas Food waste annimmt. Denn eines der großen Übel in unserer Welt ist es doch, dass auf der einen Seite Lebensmittel zwischen Acker und Teller aussortiert oder weggeschmissen werden und andererseits Menschen hungern. Daher ist es klug, auch hier zu handeln. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns die Folgen unserer momentanen Lebensmittelverschwendung um die Ohren fliegen und was ist dann??? (Meinen Artikel dazu können Sie hier nachlesen: Lebensmittelverschwendung) Das macht Castello für mich nur noch sympathischer. Sie sehen also, Castello ist mehr als ein über viele Jahre erfolgreiches Unternehmen, das sich der Käseherstellung verschrieben hat, es ist ein Vorreiter beim Thema Food waste und bei zukunftsorientiertem Handeln.
Meine Tipps für maximalen Käsegenuss:
Dass der Käse handwerklich gut gemacht sein muss, setzte ich hier voraus. Eines der wichtigsten Kriterien für einen optimalen Genuss ist es, dass der Käse temperiert ist, das heißt er sollte Zimmertemperatur haben. Käse direkt aus dem Kühlschrank schmeckt einfach grauenhaft.
Je nach Käse – sei er mild oder rezent (starker oder herber Eigengeschmack) – passen hervorragend weiße süßliche Weine. Der Geschäftsführer der Staatskellerei Zürich, Christoph Schwegler, ließ uns auch hier nicht auf dem Trockenen sitzen und bezirzte unsere Gaumen mit vielen Wein-Highlights wie zum Beispiel mit dem oben schon erwähnten Eiswein, der so wunderbar passend zum Blauschimmel-Käse war. Genial :).
Zum Käse passt außerdem ganz hervorragend ein leckeres Früchtebrot, mein Rezept dazu finden Sie hier: Früchtebrot. In unseren Fall, beim Castello Apéro, hatten wir das große Glück, verschiedene Brote von John Baker / Jens Jung zu probieren, die einfach nur der Hammer waren. Jens hatte sogar extra ein Brot für diesen Apéro mit Oliven und Ananas kreiert, das sensationell zum Castello-Käse mit Ananas-Geschmack passte. Sie haben vielleicht schon einmal im Restaurant gesehen, wenn der Kellner mit dem Käsewagen kam, dass neben dem Käse meist auch Walnüsse, Früchte wie z. B. Birnen, getrocknete Feigen oder Aprikosen und sogar Kümmel mit auf dem Käsebrett zu finden waren – all dies sind Komponenten, die das Käseerlebnis komplettieren.
Für Sie habe ich hier eine Auflistung der Käsesorten, die wir verkostet haben und die mit Wein und Brot gereicht wurde. Und im Anschluss daran finden Sie alle Bezugsquellen zu den jeweiligen Produkten, damit auch Sie möglichst einfach in den Genuss kommen können.
Das Brot wurde von der Bäckerei John Paker / Inhaber Jens Jung hergestellt.
Das Wein-Arrangement wurde von der Staatskellerei Zürich / Geschäftsführer Christoph Schwengler zur Verfügung gestellt.
Castello Creamy White: gereicht wurde dazu ein Bio Hausbrot hell und der Wein
Castello Havarti Extra Matured: dazu gereicht wurde ein Bio Ruchbrot und der Wein
Castello Extra Matured Cheddar: dazu gereicht wurde ein Bio Vollkornbrot und der Wein
Castello Creamy Blue: dazu gereicht wurde ein Bio Roggensauerbrot und der Wein
Castello Danablu Extra Creamy: dazu gereicht wurde ein Bio Fruchtbrot und der Wein
Castello Ananas: dazu gereicht wurde ein Bio Oliven-Hausbrot und der Wein
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Wissen Sie, was der Film „Burnt“, der momentan in den Kinos läuft, und Castello gemeinsam haben? Castellos Auftritt in diesem Film stellt die Weichen für die bisher größte weltweite Werbekampagne von Castello. Mehr dazu finden Sie hier:
Doch ich wäre nicht der Marcel Prenz, wenn ich nicht ein leckeres Rezept für Sie hätte, das ich mit Castello-Käse zubereitet habe.
Also legen wir los 🙂
Rezept für Kartoffeln mit Käse überbacken
Zutaten für 6 Stück:
1 kg Kartoffeln, ca. 6 – 8 Stück, je nach Größe
200 g Castello Cheddar (geraffelt) oder 80 g in Würfel geschnittener Castello Creamy Blue
150 g geschmolzene Butter
1/2 Bd. Thymian
2 Knoblauchzehen (gepresst)
Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Kartoffeln und Knoblauch schälen. Dann die Kartoffeln auf der feinsten Stufe in feine Scheiben hobeln und in eine Schüssel geben. Salzen und den Knoblauch dazu pressen. Thymian abzupfen und ebenfalls in die Schüssel geben (ein wenig zum Bestreuen beiseitelegen). Jetzt die flüssige Butter dazu geben. Käse fein raffeln und alles mit den Kartoffeln gründlich vermischen, bis alles gut verteilt ist und an den Kartoffeln haften bleibt.
Nun die Kartoffelmasse in die Form geben (etwas höher einschichten), mit Pfeffer würzen und mit Thymian bestreuen. Alles für eine Stunde bei 160° C zum Backen in den Ofen geben. Dann die überbackenen Kartoffeln aus dem Ofen nehmen, anrichten und mit etwas flüssiger Butter, Meersalz und noch etwas frischem Thymian (oder Castello Cheddar-Käse) bestreuen. Hmmm… und dazu ein Glas Wein – einfach traumhaft 🙂
Ich wünsche gutes Gelingen.
Kochen ist Chefsache [Blu-ray]
mmmm das ist ein super Rezept .ich habe Backpapier auf die Kartoffeln gelegt damit sie nicht austrocknen und erst 15 Minuten vor dem rausholen wieder entfernt